Rüdiger Abramczik spielte 316-mal in der Fußball-Bundesliga und lief 19-mal mit der Nationalmannschaft auf; 1977 gab er beim 4:1 gegen die Schweiz die Vorlage zum Tor des Jahrhunderts von Stürmer Klaus Fischer. Später erreichte er als Trainer von Vereinen wie Lewski Sofia und FC Kärnten die Qualifikation für den UEFA-Cup und die Champions League, mit dem lettischen Club Liepājas Metalurgs wurde er 2009 Meister. Dass der „Flankengott“ der 1980er-Jahre auch mit 65 den Fußball liebt und lebt, verhindert selbst ein künstliches Hüftgelenk nicht. Ein Gespräch über Fußball, Bodenständigkeit und Operationen.
„Ich würde mich wieder für die AMIS-Methode entscheiden“
Rüdiger Abramczik
Herr Abramczik, wann haben Sie zuletzt Fußball gespielt?
Vor etwa einem Jahr habe ich in der Traditionsmannschaft des FC Schalke 04 bei einem Wohltätigkeitsspiel gekickt. Mir hatte schon länger die rechte Hüfte wehgetan, aber das wollte ich nicht wahrhaben. „Komm, Junge, das sind nur Schmerzen“, habe ich mir gesagt – Fußballer vom alten Schlag sind ja nicht so wehleidig (lacht). Früher habe ich 30 oder 40 Spiele gemacht, ohne auszusetzen. Und wenn mal was war, gab es eine Spritze, und man hat weitergespielt.
Wann haben Ihre Hüftprobleme angefangen?
Das war, als ich 50 wurde. Der Arzt sagte mir, dass meine rechte Hüfte schon sehr verschlissen ist. Ich bekam Ultraschall, Stromtherapie und Hyaluron-Spritzen: Das ist eine Art Schmiere, die verhindert, dass die Knochen im Hüftgelenk aufeinanderreiben. So konnte ich weiter meinen Trainerjob machen und Fußball spielen. Mein Hüftgelenk wurde allerdings nicht besser.
Sie haben sich dann für eine Operation entschieden.
Ja, denn ich wollte wieder ohne Schmerzen rumlaufen. Nach dem Spiel vor einem Jahr habe ich mir gesagt: Ich mache mit Klaus Fichtel zusammen den Trainer für die Traditionsmannschaft, aber ich spiele nicht mehr selbst. Ich weiß ja, dass mir die Traineraufgabe genauso Spaß macht.
Fiel Ihnen das Loslassen als Spieler schwer?
Es war natürlich nicht einfach, selbst nicht mehr Fußball zu spielen. Aber die Gesundheit geht im Alter vor. Jetzt ist die Hüfte neu, und ich will bald wieder ein bisschen mitspielen. Aber bis dahin dauert es noch, die Operation ist ja erst ein paar Wochen her. Vor Kurzem habe ich einen Ball geschossen, weil das neue Hüftgelenk sich normal anfühlt, aber das tat doch noch weh. Aber wenn ein Ball kommt, ist man auf den fixiert, man kennt ja von klein an nichts anderes (lacht).
Waren die Hüftprobleme eine Folge Ihrer Karriere als Profifußballer?
Das kann sein, denn Klaus Fischer und ich haben oft nach dem Training noch Bälle reingeschlagen, was den Verschleiß wohl vergrößert hat. Als Profi hatte ich aber nie eine große Verletzung – dank der guten Fußballerausbildung durch meinen Trainer Ivica Horvat. Er hat mir gezeigt, wie man auf dem Platz stehen muss, um lange ohne Verletzung in der Bundesliga spielen zu können. So ein Spitzen-Verteidiger wie der Ex-Nationalspieler und Ex-Bundestrainer Berti Vogts hat auf uns junge Stürmer ja keine Rücksicht genommen.
Wie sind Sie zur Procelsio Clinic gekommen?
Dr. Thorsten Rarreck, der frühere Vereinsarzt von Schalke 04, hat mir von der Klinik erzählt. Ich war dann bei Dr. Konrad Körsmeier und habe gemerkt, dass ich ihm vertrauen kann. Ich hatte mich zwar auch woanders umgeguckt, aber ich bin so ein Vertrauensjunge, und wenn ich glaube, dass mir jemand helfen kann, dann gehe ich dort hin. Dr. Körsmeier ist Fan von Borussia Dortmund, und fünf Minuten vor der OP hieß es: „Ach, ein Schalker, aber du brauchst keine Angst zu haben, du hast ja auch in Dortmund gespielt, also wir werden dir etwas Anständiges einbauen“ (lacht). Da war klar, dass ich in guten Händen bin.
Sie sind im Oktober 2021 nach der AMIS-Methode operiert worden, die das Gewebe schont, eine kleinere Narbe hinterlässt und bei der man schneller wieder auf die Beine kommt. Hat das Ihre Entscheidung für eine OP beeinflusst?
Ja, denn die OP war für mich eine große Sache. Bei der AMIS-Methode machen die Chirurgen nur einen kleinen Schnitt und gehen nicht durch den großen Muskel zum Hüftgelenk. Dadurch heilt alles viel zügiger, und man ist schneller wieder fit. Ich habe nach 14 Tagen nur noch eine Krücke gebraucht und nach 3 Wochen keine mehr. Ich bin auch schon Joggen gegangen und mache Muskelaufbautraining. Wenn ich auch links ein neues Hüftgelenk bräuchte, würde ich mich wieder für die AMIS-Methode entscheiden. Für mich ist das die beste Methode, die es zurzeit gibt.
Herr Abramczik, Sie haben die Vorlage für eines der berühmtesten Tore der Fußballgeschichte gegeben. Als Flankengott sind Sie eine Legende. Dennoch sind Sie sympathisch und bescheiden geblieben. Woher kommt Ihre Bodenständigkeit?
Ich glaube, dass ich von meinen Eltern gut erzogen wurde. Wir waren vier sportliche Jungs zu Hause: Mein ältester Bruder hat geboxt, mein jüngster Bruder Volker und ich haben Fußball gespielt, und mein dritter Bruder hat Taekwondo trainiert. Ich glaube, wenn man von klein auf Sport macht und in Gruppen unterwegs ist, passt man sich an. Das bleibt so bis zum Lebensende. Mein Vater war auf der Zeche, meine Mutter hat nebenbei gearbeitet, damit wir über die Runden kommen. Wir sind normal aufgewachsen in Gelsenkirchen-Erle. Und Erler Jungs sind bekannt dafür, dass sie keine Großkotze sind. Das sind und bleiben normale Jungs.
Was machen Sie heute?
Ich bin Repräsentant des FC Schalke 04, habe ein Sportgeschäft in Erle und arbeite an einem Buch über meine Zeit in der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Und dann ist da noch unsere Traditionsmannschaft. Ich glaube, ich bin kein schlechter Trainer für die vielen Schalker Legenden, denn ich habe ja viel erreicht: Qualifikation für den UEFA-Cup und die Champions League, eine Meisterschaft. Vielleicht wäre noch mehr drin gewesen, wenn ich Profitrainer geblieben wäre. Aber darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken mehr.
Herr Abramczik, vielen Dank für das Gespräch.